Unsere Methodik
Die Leistungsbereiche nach §34 SGB VIII
Zur Bewältigung der meist komplexen Probleme werden im Rahmen eines mehrdimensionalen und auf die individuelle Problemlage angepasstes Hilfekonzeptes verschiedene pädagogische, sozial-, heilpädagogische und therapeutische Methoden eingesetzt.
In Zielorientierungsgesprächen zwischen dem jungen Menschen und seinen Hauptbezugspersonen werden im Rahmen eines an den Ressourcen des Kindes orientierten Fördersystems (CURAS[1]) die individuellen Ziele des jungen Menschen aufeinander abgestimmt und kontrolliert.
Alle Angebote gestalten sich dementsprechend zielorientiert und auf die individuellen Bedürfnisse des Kindes/Jugendlichen angepasst. Voraussetzung für diese zielorientierte Arbeit ist deswegen eine Differenzierung des Angebots, das die verschiedenen Altersgruppen, individuellen Interessenlagen und Förderungsbedarfe sowie die geschlechtsspezifischen Erfordernisse berücksichtigt.
Die sozial- und heilpädagogischen wie auch die therapeutischen Ansätze unserer Einrichtung sind konzeptionell beschrieben und fachtheoretisch rückgebunden. Die konzeptionelle Angebotsvielfalt und -struktur beruht auf unterschiedlichen fachlichen Ansätzen, wie z.B.
- Ressourcenorientierter Ansatz
- Handlungsorientierte und erlebnispädagogische Ansätze
- Heilpädagogische Ansätze
- Lerntheoretische und verhaltensorientierte Ansätze
- Situative, lebensfeld- oder gemeinwesenorientierte Ansätze
- Neuropsychologisch und medizinisch orientierte Ansätze
- Psychosomatisch orientierte und andere körperorientierte Ansätze
- Individualpsychologische, Gestaltpsychologisch Ansätze
- Tiefenpsychologische Ansätze
- Systemische Ansätze
- Integrative oder klientenzentrierte Ansätze
Alltagspädagogische Leistungen
Die Anleitung und Unterstützung bei der Alltagsbewältigung und Alltagsgestaltung ist ein zentrales Leistungsmerkmal unserer stationären Hilfe. Alltag braucht und/oder schafft elementare Voraussetzungen des Sich-Wohl- und Zuhausefühlens, in einem auf bestimmte Zeit angelegten, begleitenden Beziehungssystems. Dabei spielen ansprechende Räumlichkeiten und individuell gestaltete Beziehungen eine erhebliche Rolle[2].
Strukturmerkmale des begleitenden Alltags sind u.a. wiederkehrende Rhythmen und sich einschleifende Routinen im Zusammenhang mit täglichen Aufgaben und Pflichten, die Bewältigung der Hausaufgabenzeit, der Pflichtenkreis im Zusammenhang mit den Mahlzeiten, das Finden von Freizeitbeschäftigungen usw. Sie sichern die Erfüllung der Grundbedürfnisse des jungen Menschen.
Mit entsprechender Hilfestellung und Anleitung wird strukturierter Alltag zum Lern- und Übungsfeld. Selbständigkeit und Eigenverantwortung für eine spätere unabhängige Lebensweise werden individuell in der Gruppe gefördert. Dazu nutzen wir unter anderem:
- Die Möglichkeiten der Tagesgestaltung und Tagesstrukturierung
- Erlernen von Beschäftigungsmöglichkeiten und sinnstiftende Freizeitgestaltung
- Leben in der Hausgemeinschaft und in der Gruppe
- Planvoll gestaltete Ferienaktivitäten und freizeitpädagogische Projekte
- Gemeinsame Feiern und Feste
Pädagogische, Sozialpädagogische und heilpädagogische Leistungen
Pädagogische, sozialpädagogische, heilpädagogische oder berufsvorbereitende Leistungen dienen dem Ziel, die Individualität und Individuation des jungen Menschen wie aber auch seine soziale Integration zu fördern. Diese umfassen unter anderem:
- Heilpädagogisches Werken
- Heilpädagogisches Reiten und Voltigieren
- Psychomotorische Entwicklungsförderung
- Sozial- und Heilpädagogische Einzelförderung
- Physiotherapie und andere Körperarbeit
- Entspannungs- und Konzentrationstraining
Die pädagogischen Leistungen umfassen die Gesamtheit des Erziehungs- Förderungs- und Bildungsgeschehens in der Einrichtung entsprechend unserer konzeptionellen Ausrichtung. Sie wirken in den Alltag hinein und sind mit dem heilpädagogisch-therapeutischen Leistungsangebot der Einrichtung rückgebunden.
Soziales Lernen in der Gruppe
Der gesetzlich definierte Leistungsbereich des sozialen Lernens als Teil des pädagogischen Ansatzes umfasst alle Leistungen und Lernarrangements zum Erwerb sozialer Kenntnisse, Kompetenzen, Einstellungen und Verhaltensweisen. Diese umfassen unter anderem:
- Methodisch angelegte Gruppenarbeit
- Methodisch strukturierte Kleingruppenarbeit[3]
- Kinderkonferenzen[4] und Gruppengespräche
Therapeutische Leistungen
Therapeutische Leistungen sind alle geplanten, systematischen, dokumentierten und nachvollziehbaren Einflussnahmen - in Einzel- oder Gruppensituationen entsprechend der Therapieausrichtung - um Veränderungen im Verhalten und Erleben junger Menschen und deren Familien herbeizuführen. Um Veränderungen zu erreichen ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Therapie und Pädagogik unabdingbar[5].
Die therapeutischen Leistungen in diesem Sinne bereiten den Boden für pädagogische Interventionen und machen diese wirksamer. Sie sind mit den pädagogischen Leistungen unseres Regelangebotes verbunden.
Dabei legen wir besonderen Wert darauf, dass Psychotherapie Pädagogik unterstützt und begleitet und dass die psychologischen und psychotherapeutischen Leistungen in den Erziehungsalltag integriert werden. Hier bieten wir unter anderem:
- Einzel- und Gruppentherapie nach vorgenannten fachlichen Ansätzen
- Therapeutische Begleitung (Coaching) von Kindern und Eltern
- Beratung und Begleitung von Mitarbeitern des Gruppendienstes im Bezug auf die therapeutischen Vorgehensweisen und ihre Auswirkungen
- Enge Zusammenarbeit mit Kinder- und Jugendpsychiater vor Ort
- Kooperation mit Kliniken der Kinder- und Jugendpsychiatrie
- Kooperation mit hausinternen Fachdiensten und deren Beratung (z.B systematische Kontrolle und Evaluierung medikamentöser Unterstützung)
- Krisenintervention zur Unterstützung und Absicherung der Regelbetreuung
Das Leistungsspektrum therapeutischer Ansätze kann im psychischen, somatischen und psychosomatischen Bereich liegen. Therapeutische Leistungen im Sinne des KJHG schließen heilpädagogische wie auch verhaltenstherapeutische Übungs- und Behandlungsformen mit ein.
Leistungen zur Verbesserung der Erziehungsbedingungen in der Herkunftsfamilie - Kontaktpflege, Eltern- und Familienarbeit
Eine auf den Erziehungshilfebedarf abgestimmte Eltern- und Familienarbeit, die Rückbindung der pädagogischen Prozesse an die Personensorgeberechtigten sowie die Bearbeitung der Erziehungsprobleme in der Familie tragen zur Verbesserung der Erziehungsbedingungen in der Herkunftsfamilie bei.
Voraussetzung für eine gelingende Zusammenarbeit ist die Möglichkeit und Bereitschaft zur Mitwirkung und Einbindung der Eltern oder Sorgeberechtigten in die pädagogische Arbeit der Einrichtung . Das gemeinsame Interesse am Kind und die - ggf. immer wieder neu herzustellende - Motivation zur Zusammenarbeit, sind sowohl Voraussetzung als auch Ergebnis der gemeinsamen Bemühungen.
Durch die Betreuung und Versorgung der Kinder und Jugendlichen im Heim wird die familiäre Situation entlastet und eine Neuorientierung für Kinder und Eltern ermöglicht. Über Beratung, Betreuung und Unterstützung der Familie wird die Wiedereingliederung des Kindes oder Jugendlichen in seinem sozialen Umfeld unterstützt, Problemursachen im familiären System aufgegriffen und angegangen und Perspektiven aufgezeigt.
Eltern- und Familienarbeit im Heim umfasst die zielgerichtete, kontinuierliche und systematische pädagogische/sozialpädagogische und therapeutische Arbeit mit der Herkunftsfamilie, die über die alltägliche Kontaktpflege hinausgeht. Dazu dienen u.a.
- Eltern- und Familiengespräche in der Einrichtung und Zuhause
- Spezielle Elternseminare[6] (eng an den Problemen unserer Kinder/Jugendlichen und Eltern orientiert)
- Therapeutisch orientierte Gruppenarbeit mit Müttern und Vätern[7] zum Aufbau und zur Stärkung der Erziehungsfähigkeit der Eltern
- Gemeinsame Veranstaltungen mit Eltern und Familien (Elterntage, etc.)
- Krisenintervention Zuhause und Telefonbereitschaft (Krisentelefon)
- Problemlagenspezifische Krisenintervention in der Familie bei Beurlaubung
- Zusammenarbeit mit den bestehenden familienunterstützenden Diensten des Jugendhilfeträgers
Leistungen zur Unterstützung der schulischen Förderung und Berufsvorbereitung
Leistungen der schulischen Förderung und Begleitung umfassen die Unterstützung der schulischen Erziehung durch entsprechende Angebote in der Gruppe und im Einzelfall sowie eine kontinuierliche Zusammenarbeit und Abstimmung mit der Schule. Diese umfassen unter anderem:
- Enge Zusammenarbeit mit unserer Schule für Erziehungshilfe
- Kooperation mit externen Schulen
- Hausaufgabenunterstützung
- Betreuung von kindbedingten Ausfallzeiten (gesundheitliche Störungen)
- Maßnahmen zur Reintegration in die Regelschule
- Initiierung und Begleitung berufsvorbereitender Maßnahmen
Die Wahrnehmung der Elternverantwortung für die schulischen Belange des Kindes muss erhalten oder gefördert werden. Hierbei hat das Heim eine wichtige Vermittlungsfunktion. Eltern sind in die Kooperation mit der Schule einzubeziehen.
Verweise
[1] Siehe auch: Adam & Peters (2003). Störungen der Persönlichkeitsentwicklung bei Kindern und Jugendlichen. Stuttgart: Kohlhammer. Kap. 12.4.5
[2] Zur Bedeutung des therapeutischen Milieus siehe auch: Adam, Henn, König & Stöckle (1995). Heimaufenthalt im Rückblick - „lohnt" sich Erziehungshilfe im Heim? Ergebnisse einer Befragung von „Ehemaligen" im Kontext praxisbezogener Aspekte. Jugendwohl, 1, 19 - 29
[3] Siehe auch: Adam & Peters (2003). Störungen der Persönlichkeitsentwicklung bei Kindern und Jugendlichen. Stuttgart: Kohlhammer. Kap. 12.5.
[4] Siehe auch: Adam & Peters (2003). Störungen der Persönlichkeitsentwicklung bei Kindern und Jugendlichen. Stuttgart: Kohlhammer. Kap. 12.5.2
[5] Zur integrativen Zusammenarbeit von Pädagogik und Therapie siehe auch: Adam & Peters (2003). Störungen der Persönlichkeitsentwicklung bei Kindern und Jugendlichen. Stuttgart: Kohlhammer. Kap. 13.2
[6] Siehe auch: Adam & Peters (2003). Störungen der Persönlichkeitsentwicklung bei Kindern und Jugendlichen. Stuttgart: Kohlhammer. Kap. 17.5
[7] Siehe auch: Adam & Peters (2003). Störungen der Persönlichkeitsentwicklung bei Kindern und Jugendlichen. Stuttgart: Kohlhammer. Kap. 17.4.1